ÖPV-Erlebnisbericht

04.10.2011

Das schöne verlängerte Wanderwochenende war von den Meteorologen lange angekündigt worden. Es war also ein großer Ansturm auf das Wander- und Klettergebiet Sächsische Schweiz zu erwarten. Wir hatten uns für den Sonntag als Wandertag entschieden. Weil wir mit unseren Berliner Gästen früh nicht so zeitig los konnten, sollte es statt stressiger Autofahrt doch lieber eine entspannte S-Bahnfahrt werden. Aber was nun alles passierte, hat auch die nicht gerade verwöhnten Berliner ÖPV-Nutzer staunen lassen.

Wir waren wegen der Fahrtkarten etwas eher am Zug, da fuhr die außerhalb des 30min-Taktes fahrende Zusatz-S-Bahn nahezu komplett leer ein und aus. Ein Blick auf die Anzeigetafel verriet den Grund: Nur bis Bad Schandau. Das nützt Wanderern meist nichts. Viele wollten bis Schmilka. Hier wurde wohl an der falschen Stelle gespart. Nun folgte das Kontrastprogramm: Die nächste S-Bahn (9:30 ab Hbf) kam bereits völlig überfüllt in Niedersedlitz an. An den meisten Türen war kein Hineinkommen mehr, nur im letzten Wagen war noch etwas Luft. Radfahrer oder Kinderwagen hatten überhaupt keine Chance.

Wegen der randvollen Waggons ließen sich die Türen kaum schließen. Die Verspätung summierte sich bei jedem Bahnhofshalt um mehrere Minuten. Und auch das noch: Ein Notfall im letzten Waggon! Kein Wunder bei diesen Zuständen. Die Sanitäter wurden nach Bad Schandau bestellt. Zwar ging es dem Mitfahrer dort schon wieder besser, aber statt ihn aussteigen und versorgen zu lassen musste die ganze überfüllte S-Bahn aussteigen!? Nun wälzten sich die Massen von Bahnsteig 2 durch einen schmalen Tunnel zum Bahnsteig 3. Da musste ich zwangsläufig an das Loveparade-Unglück von 2010 denken. Andere Reisende kamen uns entgegen, weil sie sich nach der Bahnhofsanzeige gerichtet hatten. Diese kündigte den nächsten Zug unsinniger Weise auf Bahnsteig 2 an.

Die Verspätung betrug schon fast eine Stunde, bis die nachfolgende, auch verspätete S-Bahn die Menschenmassen wieder aufnehmen konnte. Und wenn schon alles schief geht, macht sich auch der Fährmann in Schmilka offensichtlich keine großen Gedanken mehr. In einer Seelenruhe setzte er Kleinstmengen an S-Bahnfahrern mit seiner mickrigen Fähre über die Elbe. Bis unsere Wandergruppe übergesetzt war, verging mit 4 Überfahrten eine Stunde. Und es standen noch mehr Wanderer auf der falschen Elbseite …

Fazit: Was mit dem Auto in 50 min zu stauarmen Zeiten zu schaffen gewesen wäre, hat der ÖPV in 2,5 Stunden bewältigt. Alles wie früher …

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